*1977 in Singapur

Ausbildung

Emily Carr University of Art + Design, Vancouver, Bachelor of Fine Arts

 

In den 2000er Jahren wurde Terence Koh schlagartig durch divenhafte Auftritte als Enfant terrible der New Yorker Kunstwelt bekannt. Nach seiner ersten institutionellen Einzelschau in Deutschland war das Feuilleton gespalten: Während die einen in ihm einen neuen Warhol erkannten, hielten ihn die anderen für einen Scharlatan.

Als Koh dann 2019 mit seiner Bee Chapel in die Hamburger Hafen City zog, waren die Ausschweifungen verflogen. Stattdessen setzte er dem Großstadttreiben eine Oase der Ruhe entgegen, die emblematisch für den Lebenswandel des Künstlers steht: Denn Koh kultiviert heute, fern der New Yorker Kunstszene, in der Nähe von L.A. sein persönliches Eden.

Mit spiral home hat er mitten in Frankfurt einen solchen Rückzugs- und Kraftort angelegt. Im Metzlerpark ist es aber nicht das meditative Brummen der Bienen, das auf das kosmische Vibrato einstimmt, sondern der Blick in den Himmel: Der Künstler lädt dazu ein, die Stadt und das Treiben zu vergessen und in einem schwebenden Bett die Sterne zu betrachten. Das Ruhelager, das in mehreren Metern Höhe zwischen einer Linde aus dem Metzlerpark und zwei Pfählen unter freiem Himmel aufgespannt ist, markiert das Herzstück der spiralförmigen Struktur, die sich rampenartig hinaufschraubt. Die Grundform der Anlage, die auch innerhalb des Environments durch Kräuterspiralen aufgegriffen wird, zeigt dabei symbolisch die Verbundenheit allen Seins zwischen Mikro- und Makrokosmos an. Sie erinnert nicht nur an die Beschaffenheit von Schneckenhäusern, sondern auch an die Gestalt unserer Galaxie, der Milchstraße.

Zu den wesentlichen Akteuren, die diese größtenteils offene Struktur formen, werden in diesem Ensemble Pflanzen. Ihr Zusammenspiel in spiral home lässt sich als Entwurf für ein friedliches Miteinander aller irdischen Spezies verstehen. Das interkulturelle Bild, das sich in der Fauna abzeichnet, wird dabei bereits durch die Betrachtung des Apfelbaums deutlich, der zu einem immer wiederkehrenden Element in den Arbeiten des Künstlers geworden ist: Denn bei der in Deutschland so beliebten Frucht der Versuchung, dem Apfel, handelt es sich aus europäischer Perspektive eigentlich um eine exotische Pflanze, die vor vielen Jahrhunderten aus dem asiatischen Raum importiert wurde. In spiral home «wohnen» Kohs Apfelbäume neben anderen Gewächsen, aus denen sich Tee bereiten lässt. Es erscheint folglich schlüssig, dass der Künstler einen Lindenbaum als Ausgangspunkt für seine Installation bestimmt hat. Die Blüten des Baumes wirken heilend, während der Baum selbst als Symbol für Frieden und Gerechtigkeit steht und in diesen Breiten gemeinhin die Dorfmitte und damit das gesellschaftliche Zentrum markierte.

In Terence Kohs symbolträchtigem und unkonventionellem Zuhause offenbart sich schlussendlich nicht weniger als eine Reflexion darüber, wie sich menschliches Leben zukünftig gestalten kann und muss: Im Einklang mit der Natur und unter Verwendung vorhandener Ressourcen. spiral home wurde in diesem Sinne zum Großteil aus gefundenen Materialien errichtet.

Lydia Korndörfer

 

Ermöglicht mit freundlicher Unterstützung von:

Patenschaft von Deutsche Reihenhaus AG, Friedhelm Dorndorf, Till Richter